Bruschghorn (3.056 m) – Graubündens geologisch faszinierender 3000er
Der Bruschghorn ist einer der nördlichsten Dreitausender der Schweiz und liegt in der beeindruckenden Alpenlandschaft des Kantons Graubünden, genauer zwischen dem Safiental und dem Domleschg. Mit seinen 3.056 Metern ist er ein dominanter Gipfel der Adula-Alpen (Lepontinische Alpen) und bietet eine einzigartige Kombination aus alpinistisch lohnender Besteigung, geologischem Reichtum und abgelegener Natur.
Allgemeine Infos zum Bruschghorn
Höhe: 3.056 m
Gebirge: Adula-Gruppe (Lepontinische Alpen)
Koordinaten: 46.665° N / 9.305° E
Talorte:
Safiental (Thalkirch, Safien Platz)
Domleschg (Thusis, Mathon, Lohn)
Schierigkeitsgrad: T4–T5 (je nach Route)
Der Berg ist trotz seiner Höhe relativ selten begangen – vor allem aufgrund seiner abgelegenen Lage. Er gilt unter Kennern als echter Geheimtipp unter den Bündner Dreitausendern.
Geologie des Bruschghorns
Der Bruschghorn ist geologisch besonders interessant, da es sich in einer Kontaktzone zwischen mehreren bedeutenden tektonischen Einheiten befindet:
Geologische Hauptkomponenten:
Bündnerschiefer (Bündnerschieferkomplex):
Tiefmarine Sedimentgesteine (Ton-, Mergel- und Kalkschiefer), entstanden im ehemaligen Penninischen Ozean (Tethys).
Stark gefaltet und metamorph überprägt während der Alpenbildung.
Sehr anfällig für Erosion, was zu markanten Formen, steilen Schutthalden und instabilem Gelände führt.
Kalk- und Dolomitbänder:
Ehemalige Korallenriffe und Sedimentplatten, die während der alpinen Hebung an die Oberfläche gedrückt wurden.
Gneise und Glimmerschiefer (insbes. Richtung Safiental):
Zeugnisse starker Druck- und Temperatureinwirkung (Regionalmetamorphose).
Mineralienvorkommen
Obwohl der Bruschghorn selbst keine klassischen Fundstellen für große Kristalle ist, gibt es in der Umgebung interessante mineralogische Besonderheiten:
Pyrit, Calcit, Quarz: In Schieferlagen zu finden – oft als kleine Kristalle in Klüften.
Glimmer (Muscovit, Biotit): In Gneisschichten deutlich sichtbar.
Seltener: Aktinolith und Chlorit in bestimmten Metamorphiten.
In der Region Safiental wurden früher kleine Eisen- und Barytabbaue betrieben – vor allem für lokale Zwecke.
Landschaft und Flora
Der Aufstieg führt durch typische Alpine Rasenlandschaften, Hochalmen, und im oberen Bereich durch blockreiche Hochkarstzonen.
Im Sommer trifft man auf Alpenblumen wie Enzian, Edelweiss, Steinbrech.
Die Region gehört zur UNESCO Tektonikarena Sardona – mit internationaler geologischer Bedeutung.
Besteigung des Bruschghorns – Route und Beschreibung
Ausgangspunkt:
Thalkirch (1.680 m) im Safiental
Alternativ: Mathon (1.500 m) im Domleschg
Normalweg von Safiental (Südwestgrat)
Start in Thalkirch
Aufstieg über Alp Guw, zunächst auf Fahrweg, dann auf Wanderpfad.
Alperschälli – Plateau unter dem Gipfel
Über schrofiges Gelände und Wiesen.
Gelegentliche Markierungen, Orientierung bei Nebel schwierig.
Südwestgrat – Bruschghorn
Blockiges Gelände, mäßig steil.
Im oberen Bereich Geröll und Felsplatten, teilweise weglos, aber keine technische Kletterei.
Dauer: ca. 6–7 Stunden (hin und zurück)
Höhenmeter: ca. 1.400 m
Trittsicherheit, gute Kondition und Erfahrung im alpinen Gelände sind erforderlich. Bei Nässe oder Schnee kann der Grat unangenehm rutschig sein.
Alternative: Überschreitung von Mathon – Nordostflanke
Anspruchsvoller, teilweise weglos.
Mehr blockige Passagen, landschaftlich sehr lohnend.
Möglichkeit, Tour als Überschreitung mit Taxi oder Bike-Logistik zu gestalten.
Das Bruschghorn – Geologie trifft Wildnis
Wer alpine Einsamkeit, geologische Vielfalt und eine echte Gipfelerfahrung sucht, wird am Bruschghorn fündig. Die Kombination aus abgelegener Lage, spannender Geologie und authentischer Natur macht ihn zu einem der lohnendsten Dreitausender Graubündens – ein Berg für Entdecker mit Blick für das Detail.