Die Ruinen von Tiwanaku: Ein Fenster in die Prä-Inka-Kulturen Boliviens
Die Ruinen von Tiwanaku, die etwa 72 Kilometer westlich von La Paz und in der Nähe des Titicacasees in Bolivien liegen, gehören zu den beeindruckendsten archäologischen Stätten Südamerikas. Sie sind Zeugen einer Hochkultur, die lange vor den Inka existierte und deren Einflüsse weit über die Region hinausreichten. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die faszinierende Geschichte, den Aufbau und die Struktur der Ruinen sowie die Völker, die Tiwanaku bewohnten.
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Geschichte von Tiwanaku
Tiwanaku, auch Tiahuanaco genannt, war das Zentrum einer der bedeutendsten Kulturen der Anden, die zwischen 300 v. Chr. und 1000 n. Chr. blühte. Die Tiwanaku-Kultur entwickelte sich aus früheren lokalen Kulturen und wurde schließlich zu einem mächtigen Stadtstaat, der Handel und kulturellen Austausch über große Entfernungen hinweg förderte.
Tiwanaku erreichte seinen Höhepunkt zwischen 500 und 900 n. Chr. In dieser Zeit war die Stadt ein wichtiges religiöses, politisches und kulturelles Zentrum. Die Gründe für den Niedergang der Tiwanaku-Kultur sind nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass klimatische Veränderungen und soziale Unruhen dazu beigetragen haben könnten.
Aufbau und Struktur des Komplexes
Der archäologische Komplex von Tiwanaku erstreckt sich über eine Fläche von etwa 4 Quadratkilometern und umfasst mehrere bedeutende Bauwerke und Monumente:
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Akapana-Pyramide:
- Beschreibung: Die Akapana ist eine Stufenpyramide, die aus sieben Terrassen besteht und aus Erdschichten und Steinblöcken errichtet wurde. Sie misst etwa 200 Meter an der Basis und ist 16 Meter hoch. Archäologen glauben, dass sie eine zentrale Rolle in religiösen Zeremonien spielte.
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Kalasasaya-Tempel:
- Beschreibung: Ein großer, rechteckiger Tempel, der von einer hohen Mauer umgeben ist. Innerhalb des Tempels befinden sich Steinskulpturen und Monolithen, darunter der berühmte Ponce-Monolith und die Fraile-Stele. Der Kalasasaya-Tempel war ein wichtiger Ort für astronomische Beobachtungen und religiöse Rituale.
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Pumapunku:
- Beschreibung: Pumapunku ist ein monumentaler Komplex, der für seine präzise bearbeiteten Steinblöcke bekannt ist, die ohne Mörtel perfekt zusammenpassen. Die Blöcke sind so bearbeitet, dass sie wie riesige Puzzleteile ineinander greifen, was auf fortschrittliche Bautechniken hinweist.
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Subterrane Tempel:
- Beschreibung: Dieser Tempel ist teilweise in den Boden eingegraben und mit geschnitzten Köpfen in den Wänden verziert. Die Köpfe sind aus verschiedenen Gesteinsarten gefertigt und repräsentieren möglicherweise Ahnen oder Götter.
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Kerikala:
- Beschreibung: Ein weiterer beeindruckender Bereich, bekannt für seine aufwendigen Steinarbeiten und vermutlich als zeremonieller Platz genutzt.
Die Völker vor den Inka
Die Region um den Titicacasee war vor der Ankunft der Inka Heimat verschiedener prä-kolumbianischer Kulturen. Die wichtigsten unter ihnen sind:
- Pukara-Kultur: Diese Kultur existierte ungefähr zwischen 400 v. Chr. und 100 n. Chr. und ist bekannt für ihre beeindruckenden Keramikarbeiten und Steinmetzkunst.
- Chiripa-Kultur: Diese Kultur geht auf etwa 1500 v. Chr. zurück und war eine der ersten Siedlungen am Titicacasee. Die Chiripa sind für ihre runden Tempelstrukturen und ihre Landwirtschaft bekannt.
- Tiwanaku-Kultur: Die Tiwanaku selbst entwickelten sich aus diesen frühen Kulturen und wurden schließlich zur dominierenden Macht in der Region. Ihre Einflüsse reichten bis nach Peru und Chile.
Lage und Bedeutung
Die Ruinen von Tiwanaku befinden sich in der Hochebene des Altiplano, in unmittelbarer Nähe des Titicacasees, des größten Sees Südamerikas. Die Lage ist von großer Bedeutung, da der See eine zentrale Rolle im Leben der Tiwanaku spielte. Er bot nicht nur Nahrung und Wasser, sondern hatte auch religiöse Bedeutung, da die Tiwanaku glaubten, dass der See der Ursprungsort der Menschheit sei.
Die Nähe zum Titicacasee ermöglichte es Tiwanaku, ein wichtiges Zentrum für Handel und kulturellen Austausch zu werden. Es wird angenommen, dass die Tiwanaku Handelsbeziehungen zu weit entfernten Regionen unterhielten und Güter wie Obsidian, Muscheln und Metalle austauschten.