Der Paramount Berg heisst Artesonraju und ist ein anspruchsvoller 6000er in der Cordillera Blanca bei Huaraz in Peru

Der Paramount Berg heisst Artesonraju und ist ein anspruchsvoller 6000er in der Cordillera Blanca bei Huaraz in Peru
Artesonraju – Die (fasst) perfekte Pyramide der Anden
Einleitung: Das alpinistische Wahrzeichen der Cordilllera Blanca
Der Artesonraju ragt als einer der optisch beeindruckendsten und alpinistisch anspruchsvollsten Gipfel der peruanischen Cordillera Blanca empor. Seine unverwechselbare Form, die einer fast perfekten Pyramide gleicht, macht ihn zu einem weltweit bekannten Wahrzeichen, weit über die Grenzen des Huascarán-Nationalparks hinaus. Im Gegensatz zu den bekannteren, aber logistisch oft zugänglicheren Trekking-Zielen der Region ist der Artesonraju ein reines Hochtourenziel, das Klettererfahrung auf höchstem Niveau erfordert.  

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Geografie und geologische Besonderheiten der Artesonraju-Gruppe
Der Artesonraju liegt in der peruanischen Provinz Huaylas, wobei sich seine Hänge über die Gemeinden Santa Cruz und Caraz erstrecken. Er ist ein herausragender Gipfel innerhalb des Huascarán-Nationalparks und ein zentraler Bestandteil der geologischen Gruppe, die die Täler der Quebrada Santa Cruz im Norden und der Quebrada Parón im Süden umfasst. Der Artesonraju steht in direkter Nachbarschaft zu anderen alpinen Riesen wie dem Chacraraju, der als sein übergeordneter Gipfel gilt , sowie Alpamayo, Huascarán und Taulliraju.  

Die einzigartige Pyramidenform des Artesonraju ist nicht zufällig, sondern das Ergebnis einer präzisen geologischen Geschichte. Der Berg ist eine massive Formation aus Granitgestein, die dem Cordillera Blanca Batholith angehört. Dieses immense intrusiv-magmatische Gesteinspaket entstand im Jura vor etwa 160 Millionen Jahren, als heißes, geschmolzenes Gestein tief unter der Erdoberfläche erstarrte. Die Gestalt des Gipfels selbst ist jedoch ein viel jüngeres Phänomen, das sich im Quartär, in den letzten 2,6 Millionen Jahren, herausbildete.  

Diese geologische Abfolge hat direkte Auswirkungen auf die Morphologie des Berges. Granit ist bekannt für seine Härte und Beständigkeit gegenüber Erosion. In Kombination mit den kraftvollen, meißelartigen Kräften der quartären Vergletscherungen wurde das harte Gestein präzise geformt. Die Gletscher schliffen die Flanken des Berges und schufen die scharfen Grate und steilen Wände, die ihm seine unverkennbare Pyramidenform verleihen. Die spezifische Zusammensetzung aus hartem Granit beeinflusst auch die Beschaffenheit des Eises auf seinen Flanken und trägt zur technischen Schwierigkeit der Kletterrouten bei.  

Historischer Überblick: Die Erstbesteigung und darüber hinaus
Die alpinistische Geschichte des Artesonraju begann mit der erfolgreichen Erstbesteigung am 19. August 1932. Diese historische Leistung wurde von den deutschen Alpinisten Erwin Hein und Erwin Schneider vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein über den Nordgrat vollbracht. Die Nordgrat-Route ist eine anspruchsvolle, aber logische Linie, die bis heute eine der Hauptrouten zum Gipfel darstellt.  

In den folgenden Jahrzehnten erschlossen andere Seilschaften neue Wege. Die Südostwand-Route, die heute als beliebteste und am häufigsten genutzte Route gilt , wurde am 24. Juni 1969 von K. Schreckenbach, H. Saler und K. Sussmilch erstmals bestiegen. Der Übergang vom historischen Nordgrat zur Südostwand als „Normalroute“ ist bemerkenswert. Obwohl die Nordgrat-Route die Erstbesteigungsroute war und von einigen als die einfachere Option betrachtet wird , bietet die Südostwand einen logistisch effizienteren Zugang. Die Annäherung über das Parón-Tal ist kürzer und vermeidet die längere Trekking-Annäherung, die für die Santa Cruz-Route notwendig ist. Darüber hinaus ist der Nordgrat für seine hohe Lawinengefahr bekannt, insbesondere zu Beginn der Klettersaison. Dies hat dazu geführt, dass die pragmatischere und unter bestimmten Umständen sicherere Südostwand zur bevorzugten Wahl vieler moderner Expeditionen wurde.  

Technische Routen und Schwierigkeitsgrade: Eine detaillierte Analyse
Der Artesonraju ist bekannt dafür, dass er keine einfache Besteigung ermöglicht. Alle Routen werden nach dem International French Adjectival System (IFAS) mit mindestens einem Schwierigkeitsgrad von „D“ (difficile/schwierig) bewertet. Die Herausforderung wird nicht nur durch die Höhe, sondern auch durch steile Eisflanken, wechselhafte Bedingungen und die dynamische Natur der Gletscher definiert.  

Die Südostwand-Route (ab Parón-Tal)

Diese Route, die vom Parón-See aus zugänglich ist, gilt als die am häufigsten begangene und technisch anspruchsvollste Variante. Die Route erfordert fortgeschrittene Eiskletterfähigkeiten und einen hohen Grad an technischer Präzision. Sie verläuft über eine Distanz von über 900 vertikalen Metern mit einer Steigung von 45° bis 55°. Einzelne Abschnitte können Steilheiten von über 60° erreichen, in einigen Fällen sogar bis zu 85°. Der Aufstieg ist ein langer und kräftezehrender Tag, der 8 bis 12 Stunden in Anspruch nimmt. Die Bedingungen auf der Route sind aufgrund des Klimawandels zunehmend unberechenbar geworden, was sie potenziell gefährlicher macht. Gegen Ende der Trockenzeit kann ein Bergschrund die letzten Meter zum Gipfel erheblich erschweren.  

Die Nordgrat-Route (ab Santa Cruz-Tal)
Als historische Erstbesteigungsroute wird der Nordgrat heute seltener begangen, ist aber nach wie vor eine valide Option. Die Schwierigkeitsbewertung variiert in den Quellen zwischen „AD+“ und „D+“ , was die subjektive Natur der alpinen Graduierung unterstreicht. Die Route führt über eine 80 m lange, 65°-steile Eiswand, gefolgt von einem 280 m langen Abschnitt mit Steigungen von 70° bis 80°. Das größte Risiko liegt in der Zerbrechlichkeit des Gipfelgrates, der eine ungewöhnlich hohe Lawinengefahr birgt. Das Erreichen des wahren Gipfels erfordert zudem das Überwinden einer exponierten Gletscherspalte, die ein Abseilen und Wiederaufsteigen erfordern kann.  

Die Dynamik der Routenbedingungen ist ein kritischer Aspekt, der von der alpinistischen Gemeinschaft zunehmend erkannt wird. Die Schwierigkeitsbewertungen für Artesonraju sind in verschiedenen Quellen widersprüchlich. Dies ist nicht allein auf unterschiedliche Bewertungssysteme zurückzuführen, sondern spiegelt die Tatsache wider, dass die Bedingungen am Berg sich rapide ändern. Mehrere Quellen weisen darauf hin, dass die Auswirkungen der globalen Erwärmung und des Gletscherrückgangs zu einem ständigen Wandel der Routen führen. Größere und neue Spalten können sich öffnen, und die Route kann schwieriger werden. Beschreibungen in älteren Führern können daher innerhalb von nur 12 Monaten veraltet sein. Diese Unbeständigkeit erfordert von Kletterern nicht nur ein hohes Maß an technischer Kompetenz, sondern auch die Fähigkeit, die aktuellen Bedingungen kritisch zu beurteilen und gegebenenfalls umzukehren.  

Merkmal Südostwand-Route Nordgrat-Route

Ausgangspunkt:
Laguna Parón   Santa Cruz-Tal, Cashapampa   
Dauer
5 Tage bis 6 Tage   
Schwierigkeit (IFAS)
D (schwierig)   
AD+ bis D+ (ziemlich schwierig plus bis schwierig plus)   
Steilheit:
45 bis 55 Grat in Abschnitten bis 70
35 bis 40 auf dem Gletscher, finaler Abschnitt 70 bis 80
Hauptrisiken:
Bergschrund, wechselhafte Bedingungen   
Lawinengefahr, fragiler Grat, exponierte Spalte   
Charakteristik:
Lange, steile Eiskletterei   
Technisch komplex mit serakgefülltem Grat und Eisfeldern   

Logistik und Expedition: Planung für den Erfolg

Die Planung einer Besteigung des Artesonraju erfordert eine akribische Herangehensweise. Der logistische Ausgangspunkt für die meisten Expeditionen in der Cordillera Blanca ist die Stadt Huaraz, die von Lima aus über eine landschaftlich reizvolle 8-stündige Fahrt erreicht wird.  

Die Notwendigkeit der Akklimatisierung

Eine ordnungsgemäße Akklimatisierung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche und sichere Besteigung. Unzureichende Vorbereitung kann zu Höhenkrankheit und einem vollständigen Energieverlust führen. Es wird dringend empfohlen, vor einer Expedition mindestens drei volle Nächte in Huaraz zu verbringen und eine Akklimatisierungstour auf einen Gipfel von mindestens 5500 Metern zu unternehmen, bevor man einen 6000er-Gipfel in Angriff nimmt. Zu den empfohlenen Akklimatisierungstouren in der Nähe zählen Wanderungen zu den Lagunen Churup oder 69 sowie die Besteigung von Gipfeln wie dem Huarapasca oder Yanapaccha.  

Expeditions-Itinerare
Die zwei Hauptrouten bieten unterschiedliche logistische Ansätze. Die längere Route über das Santa Cruz-Tal bietet einen wesentlichen Vorteil: die sanftere, mehrtägige Annäherung ermöglicht eine bessere Akklimatisierung im Vergleich zum direkten Zugang über das Parón-Tal. Dies kann die Erfolgsaussichten der eigentlichen Besteigung erhöhen.  

Ausrüstung und Logistik vor Ort
Eine Besteigung des Artesonraju erfordert eine vollständige alpine Ausrüstung. Dazu gehören persönliche Gegenstände wie Helm, Klettergurt, Steigeisen und Eispickel , aber auch Gruppenausrüstung wie Zelte und Küchenzubehör. Für den Transport des Logistik-Equipments werden oft Eseltreiber und Lasttiere engagiert. Es ist jedoch zu beachten, dass Kletterer ihre persönliche Ausrüstung zu den Hochlagern selbst tragen müssen, insbesondere in den felsigen Moränengebieten.  

Das Gipfelpanorama: Die Belohnung für die Mühe
Die letzten Meter zum Gipfel des Artesonraju führen oft über einen exponierten Grat, der für seine Zerbrechlichkeit und die Gefahr von Wechten bekannt ist. Für diejenigen, die die technischen und physischen Herausforderungen erfolgreich gemeistert haben, bietet der Gipfel eine der spektakulärsten Belohnungen in den Anden. Vom 6.025 Meter hohen Gipfel aus eröffnet sich ein atemberaubendes 360°-Panorama.  

Der Blick schweift über eine unendliche Landschaft von Eis und Fels, die von der majestätischen Cordillera Blanca dominiert wird. Aus dieser einzigartigen Perspektive sind zahlreiche andere prominente Gipfel Perus sichtbar, darunter Huascarán, Huandoy, Chopicalqui, Pucajirkas und der ikonische Alpamayo. Tief im Tal leuchten die surrealen, türkisfarbenen Wasser der Laguna Parón, die der unmittelbaren Umgebung des Artesonraju eine fast unwirkliche Schönheit verleihen. Dieser unvergessliche Ausblick ist das visuelle Symbol für die erfolgreiche Überwindung eines der anspruchsvollsten Gipfel der Region.  

Anstiegsbeschreibung tag für Tag

Tag 1: Von Huaraz ins Parón-Tal zum Basislager
Ihre Expedition beginnt in Huaraz. Von dort aus fahren Sie in etwa 3,5 bis 4 Stunden zum beeindruckenden, tief türkisfarbenen Parón-See (4.140 m), dem größten See der Cordillera Blanca und dem Ausgangspunkt Ihrer Tour. Der See, umgeben von einer atemberaubenden Kulisse aus Gipfeln wie dem Huandoy und dem Chacraraju, dient als Tor zu Ihrer Expedition. Ihre Route führt vom Ende der Fahrstraße über einen Pfad am See entlang, und Sie steigen über Geröllfelder zum Basislager auf 4.250 Metern auf. Hier errichten Sie Ihr erstes Lager und genießen den Blick auf die umliegenden Gipfel.

Aktivität: Anreise und Trekking
Höchste Höhe: 4.250 m (Basislager)
Gehzeit: ca. 1-2 Stunden
Übernachtung: Zeltlager

Tag 2: Aufstieg zum Hochlager 1
Heute steht der Aufstieg zum Hochlager 1 an. Die Route führt Sie über einen Pfad entlang eines Moränengrates bis zum Gletschereinstieg. Dort angekommen, seilen Sie sich an, um die Eisfelder sicher zu überwinden. Das Hochlager wird auf einer Höhe von ca. 5.100 Metern in einem geschützten Bereich auf dem Gletscher errichtet. Dieser Tag dient der weiteren Akklimatisierung und der Vorbereitung auf den bevorstehenden Gipfeltag.

Aktivität: Gletschermarsch und Lageraufbau
Höchste Höhe: 5.100 m (Hochlager 1)
Gehzeit: ca. 3-4 Stunden
Übernachtung: Zeltlager auf dem Gletscher

Tag 3: Gipfeltag und Rückkehr zum Hochlager 1
Der Gipfeltag ist der Höhepunkt und gleichzeitig die größte Herausforderung der Expedition. Bereits nach Mitternacht brechen Sie auf, um die optimalen Bedingungen in der kühlen Nacht zu nutzen. Die Route folgt der steilen Südostwand, die technisch anspruchsvolle Eiskletterei mit Neigungen von 45° bis 55° erfordert und in einigen Abschnitten sogar 70° bis 85° erreichen kann. Die Steilheit des Geländes und die Anstrengung in der Höhe machen diesen Tag zu einer extremen physischen Herausforderung. Nach einem kräftezehrenden Aufstieg von 8 bis 10 Stunden erreichen Sie den Gipfel des Artesonraju (6.025 m). Vom Gipfel aus werden Sie mit einem atemberaubenden 360°-Panorama auf die gesamte Cordillera Blanca belohnt, das unzählige Gipfel wie den Alpamayo, Huascarán und Huandoy freigibt. Der Abstieg über die gleiche Route dauert nochmals 3 bis 4 Stunden zurück zum Hochlager 1.

Aktivität: Gipfelbesteigung (sehr anspruchsvoll)
Höchste Höhe: 6.025 m (Gipfel)
Gehzeit: ca. 12-14 Stunden
Übernachtung: Zeltlager auf dem Gletscher

Tag 4: Abstieg zum Basislager
Nach den Strapazen des Gipfeltages steigen Sie heute vom Hochlager 1 zurück zum Basislager am Parón-See ab. Der Abstieg erfolgt über die Route der vorhergehenden Tage, wobei Sie den Moränengrat überwinden und schließlich das Basislager erreichen. Am Nachmittag haben Sie Zeit, sich zu erholen und die letzten Stunden in der beeindruckenden Umgebung des Sees zu genießen.

Aktivität: Abstieg
Höchste Höhe: 5.1
Gehzeit: ca. 5-6 Stunden
Übernachtung: Zeltlager im Basislager

Tag 5: Rückkehr nach Huaraz
Am Morgen verlassen Sie das Basislager und wandern am Ufer des Parón-Sees entlang, wo Ihr Fahrzeug auf Sie wartet. Die Rückfahrt nach Huaraz bietet noch einmal Gelegenheit, die spektakuläre Landschaft des Callejón de Huaylas zu bewundern. Die Expedition endet mit Ihrer Ankunft in Huaraz, wo Sie sich von Ihrem Bergführer und dem Expeditionsteam verabschieden.
Aktivität: Abstieg und Rückfahrt
Höchste Höhe: 4.250 m
Gehzeit: ca. 1 Stunde
Transfer: ca. 3,5 Stunden

Wichtige Hinweise 
Für eine erfolgreiche Besteigung des Artesonraju ist nicht nur der Wille, sondern auch die richtige Vorbereitung entscheidend. Der Berg ist ein reines Hochtourenziel und erfordert fortgeschrittene Erfahrung. Die Akklimatisierung in Huaraz ist unerlässlich und sollte mindestens drei volle Nächte vor der Expedition umfassen. Eine Besteigung eines kleineren Gipfels wie dem Huarapasca oder Yanapaccha vor der Haupttour wird dringend empfohlen, um den Körper optimal vorzubereiten.  

Ausrüstung:
Bekleidung: Mehrere Schichten (Zwiebelprinzip), warme Daunenjacke, wind- und wasserdichte Hardshell-Jacke und -Hose.  
Hardware: Doppel-Bergschuhe, Steigeisen, Eispickel, Klettergurt, Seile und Helm.  
Persönliches: Ein warmer Schlafsack (-15 °C), Stirnlampe mit Ersatzbatterien, Gletscherbrille und Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor.  

 

 

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